Die Intrapreneurship-Lücke
- Yetvart Artinyan
- vor 4 Tagen
- 3 Min. Lesezeit

Intrapreneurship klingt gut – scheitert aber oft am System. „Handle wie ein Eigentümer“, „Denke wie ein Gründer“, „Treibe Veränderung von innen“ – diese Slogans klingen inspirierend. Und doch bleiben sie in den meisten Unternehmen leere Worthülsen. Mitarbeitende versuchen, sich daran zu orientieren – und prallen ab. Sie erkennen echte Nutzerprobleme – und werden ermahnt, sich an Zuständigkeiten zu halten. Sie pitchen vielversprechende Ideen – und landen in monatelangen Genehmigungsschleifen. Das Ergebnis? Das Unternehmen ruft „Innoviert!“, das System antwortet: „Aber nicht so.“
Wo Intrapreneurship wirklich beginnt
Echte Intrapreneurship startet selten in der Strategierunde. Sie beginnt dort, wo jemand nahe an der Arbeit merkt: „Hier läuft etwas schief.“ Ein ständiger Workaround. Eine Nutzer-Hürde, die längst als normal gilt. Oder ein kleiner Hack, der eine grosse Chance eröffnen könnte. Dieser Moment ist der Auslöser: „Das lohnt sich zu beheben.“ Von da an ähnelt der Weg einem Startup: Annahmen treffen, kleine Experimente starten, Signale sammeln, Verbündete finden. Doch im Unterschied zum Startup fehlen Intrapreneuren Autonomie und Freiraum. Sie bewegen sich in einem System, das für Effizienz, nicht für Entdeckung gebaut wurde. Genau dort sterben viele Ideen – oder verschwinden in schwerfälligen Innovationsprogrammen.
„Innovation stirbt nicht am Mangel an Ideen. Sondern am Mangel an Unternehmergeist.“
Zwei Innovationsformen – nur eine wird finanziert
Die meisten Unternehmen betreiben zwei parallele Innovationsströme: Top-down-Initiativen und Bottom-up-Signale. Die Top-down-Schiene ist strategisch, budgetiert und an Führungsvorgaben ausgerichtet. Sie bekommt Projektcodes und Sponsoren. Die Bottom-up-Ideen hingegen stammen von den Mitarbeitenden nahe am Kunden. Roh, früh, aber oft näher an echten Bedürfnissen. Welche Ideen werden zu Produkten? Und welche verschwinden? Nicht, weil sie schlecht wären – sondern weil sie nicht in den Plan passen.
Warum Intrapreneurship ohne Systemunterstützung stirbt
Mitarbeitende aufzufordern, wie Gründer zu denken, während sie in starre Prozesse gezwängt sind, ist kein Empowerment – es ist frustrierend. Wer Intrapreneurship ernst meint, braucht mehr als schöne Worte. Es braucht strukturelle Änderungen:
Ohne Slack Time – also Zeit jenseits des Tagesgeschäfts – entsteht nichts Neues.
Ohne Air Cover – also Schutz und Finanzierung durch Führungskräfte – sterben Ideen, bevor sie verständlich erscheinen.
Ohne Nutzerzugang bleibt alles Spekulation.
Ohne Sonderwege erstickt das System jede Abweichung.
Ohne Anerkennung gelten interne Wetten als Hobby, nicht als ernsthafte Arbeit.
Schneller Selbsttest: Unterstützen wir wirklich Intrapreneure?
Können Mitarbeitende echte Experimente starten – ohne zuerst Budgetanträge zu stellen?
Gibt es klare Wege für frühe Ideen – oder nur undurchsichtige Prozesse?
Wird ein Pivot als Lernen verstanden – oder als Scheitern?
Hat kürzlich eine Bottom-up-Idee ein Produkt oder Feature hervorgebracht?
Wissen Mitarbeitende, an wen sie sich bei nicht offensichtlichen Chancen wenden können?
Wenn du bei mehr als einer Frage gezögert hast – du bist nicht allein. Aber genau dieses Zögern ist das eigentliche Signal.
Willst du wissen, ob deine Organisation intrapreneurship-fähig ist? Hol dir jetzt meine Intrapreneur Trigger Cards – und finde es heraus.
Von Kritik zur Fähigkeit: Es geht um Systemarchitektur
Es geht nicht um Schuld. Es geht um Struktur. Die meisten Unternehmen wurden nicht gebaut, um Intrapreneure zu fördern. Sie wurden für Skalierung, Wiederholbarkeit und Compliance geschaffen. Doch der Markt interessiert sich nicht für Organigramme – sondern für die Reaktionsgeschwindigkeit auf neue Signale. Und die Menschen, die diese Signale früh wahrnehmen? Die arbeiten wahrscheinlich schon längst bei dir.
Was echter Fortschritt bedeutet
Du brauchst kein glänzendes Innovation Lab. Du musst die Reibung für Ideen abbauen, die bereits in den Startlöchern stehen:
Gib Menschen gezielt Zeit, validierte Intuitionen zu verfolgen.
Tracke Bottom-up-Ideen wie KPIs im Management-Meeting.
Erlaube Nutzer-Tests ohne langwierige Genehmigungen.
Feiere interne Wetten – auch wenn sie scheitern.
Finanziere pro Quartal ein Wildcard-Projekt – ganz ohne Pitch-Deck.
Das sind echte Signale für einen Kulturwandel.
Warum Bottom-up-Ideen oft übersehen werden
Ein häufiger Fehler: Bottom-up-Ideen gelten als unstrukturiert oder zu früh. Doch viele echte Durchbrüche kommen von jenen, die nah am Kunden sind. Wenn ihnen Autonomie, Ressourcen oder Anerkennung fehlen, verpufft ihre Initiative schnell. Innovation scheitert nicht, weil Menschen sich nicht kümmern – sie scheitert, weil das System ihnen signalisiert: Dein Einsatz ist hier nicht erwünscht. Führung heisst deshalb nicht nur, Innovation zu fordern – sondern Bedingungen zu schaffen, unter denen sie überhaupt möglich ist.
Wie Organisationen Intrapreneurship systematisch ermöglichen
Innovation als KPI verankern
Ohne Kennzahlen bleibt Innovation ein Lippenbekenntnis. Bottom-up-Fortschritt gehört ins Reporting.
Flexible Ressourcen schaffen
Starre Budgets bremsen Neues. Flexible Mittel ermöglichen schnelles Handeln.
Cross-funktionale „Innovation Cells“ etablieren
Kleine, autonome Teams mit klarer Mission und Schutz lernen schneller und kommen weiter.
Experimente als Lernen normalisieren
Wo Experimente bestraft werden, stirbt Innovation. Fehler sind Lerneinheiten, keine Mängel.
Zum Schluss - Intrapreneurship Lücke
Intrapreneurship ist kein Buzzword. Es ist eine strukturelle Herausforderung. Wer Innovation will, muss die Architektur dafür bauen – sonst bleibt alles beim Alten.
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